Durch Reduzierung der CO2-Emissionen will Ärzte ohne Grenzen die Gesundheit der Schwächsten schützen

Die Klimakrise ist keine Bedrohung der Zukunft. Sie ist bereits da und beeinträchtigt die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen weltweit.

Werden nicht schnell gross angelegte Gegenmassnahmen ergriffen, werden die Folgen des Klimanotstands das gesundheitliche Wohl der Bevölkerung zunehmend beeinträchtigen. Etwa durch extreme Wetterereignisse oder sich ändernde Muster bei tödlichen Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Cholera. Dürren, Überschwemmungen, Insektenplagen und sich verändernde Niederschlagsmuster können die Nahrungsmittelproduktion und die Lebensgrundlage der Menschen gefährden.

Wie wollen wir dieses ambitionierte Ziel erreichen?

Unsere Roadmap zur Dekarbonisierung

Teams von Ärzte ohne Grenzen helfen an vielen Orten der Welt bei gesundheitlichen und humanitären Krisen, die im Zusammenhang mit Auswirkungen des Klimawandels und zunehmenden Umweltproblemen stehen. Viele dieser Orte befinden sich in Ländern, die der Klimawandel besonders hart treffen dürfte.

 

Die gesundheitlichen Notsituationen, die wir dort antreffen, werden mit zunehmendem Klimawandel umfangreicher und intensiver und verschlimmern die Lage für die Menschen.

Ein erheblicher Teil der Gesundheitsprobleme, die in unseren Programmen heute angegangen werden, betreffen klimasensitive Krankheiten; die meisten von ihnen dürften im Laufe der Zeit zunehmen. Die Bevölkerung in unseren Einsatzländern gehören zu den ersten und grössten Leidtragenden der Klima- und Umweltkrise.

Verpflichtung zur Reduktion der CO2-Emissionen

Als medizinische Hilfsorganisation können wir diese Situation nicht ignorieren. Einerseits finden unsere Hilfseinsätze häufig im Zusammenhang mit gesundheitlichen und humanitären Auswirkungen statt, die durch CO2-Emissionen verursacht oder verschlimmert werden. Andererseits sind wir uns aber auch bewusst, dass wir bei der Durchführung unserer Einsätze zu diesen Emissionen beitragen.

Für uns steht fest, dass wir eine klare Verantwortung haben, unseren ökologischen Fussabdruck zu verbessern. Deshalb haben wir uns verpflichtet, unseren Beitrag zur Klimakrise zu verringern. Dazu haben wir uns im Dezember 2021 ein Ziel für die Reduzierung der CO2-Emissionen gesetzt. Wir verpflichten uns, unseren CO2-Ausstoss im Vergleich zu 2019 bis 2030, um mindestens 50 Prozent zu senken. Mit diesem Ziel haben wir den Weg in Richtung Dekarbonisierung eingeschlagen, ganz im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Mit dieser Zielsetzung gehören wir zu den fast 200 humanitären Organisationen, die die Klima- und Umweltcharta für humanitäre Organisationen unterzeichnet haben.

Als medizinische Nothilfeorganisation wird es immer unser oberstes Ziel sein, den Menschen an den entlegensten Orten der Welt rasch Hilfe zu leisten. Aber wir müssen Wege finden, diese Arbeit fortzuführen und gleichzeitig unseren ökologischen Fussabdruck zu minimieren.

Unser CO2-Fussabdruck

 

Ärzte ohne Grenzen hat den CO2-Ausstoss unserer Einsatzleitstelle in Genf berechnet und für das Jahr 2019 auf 68 766 tCO2e geschätzt. Dadurch können die Ursachen der – direkten und indirekten – Treibhausgasemissionen quantifiziert werden.

Der so geschätzte Fussabdruck beinhaltet die Emissionen des Hauptsitzes in Genf wie auch jene aus den von der Schweiz aus geleiteten Projekten im Jahr 2019.

Ausführlichere Informationen finden Sie im vollständigen Bericht zu unserer CO2-Bilanz.

Wie wollen wir dieses ambitionierte Ziel erreichen? Roadmap zur Dekarbonisierung

Wir arbeiten mit der Nichtregierungsorganisation The Climate Action Accelerator zusammen, um eine Roadmap für die Dekarbonisierung zu erstellen, der an die Voraussetzungen unserer medizinischen Arbeit angepasst ist. Diese Roadmap umfasst 32 Lösungsvorschläge, die dazu beitragen sollen, unseren CO2-Ausstoss bis 2030 zu halbieren und unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.

Wir werden uns auf die Massnahmen mit den grössten Auswirkungen konzentrieren:

Wichtigste Lösungsvorschläge Die angegebenen Prozentsätze entsprechen dem Reduzierungspotenzial jedes Lösungsvorschlags: Wie viel trägt jede Lösung zur Emissionsreduktion um 50 Prozent bis 2030 bei. Strukturelle Auswirkungen machen weitere 17 Prozent aus.

 

Die wichtigsten Tätigkeitsbereiche zur Emissionsminderung:

 

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Reisen

Der Reiseverkehr stellt mit 28 Prozent der Gesamtemissionen die grösste Emissionsquelle dar; 70 Prozent davon entfallen auf Flugreisen. Wir werden immer Personal in unsere Projekte vor Ort schicken müssen, aber wir können unsere Emissionen erheblich reduzieren, indem wir unsere Reisepolitik konsolidieren. So können wir zum Beispiel unser Vorgehen überarbeiten, wo und wie wir Schulungen für unsere Mitarbeitende durchführen und wie wir zu Sitzungen und internationalen Konferenzen reisen.

Insgesamt geht es darum, bei den Flugreisen Prioritäten zu setzen und auf solche, die nicht notwendig sind, zu verzichten. Gleichzeitig werden wir auch die Grösse und Zusammensetzung unserer Fahrzeugflotte sowie deren Einsätze optimieren, um den Treibstoffverbrauch bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren.  Das bedeutet, Fahrzeuge mit einem niedrigeren Spritverbrauch zu nutzen und unsere Fahrer:innen darin zu schulen, möglichst umweltverträglich Auto zu fahren.

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Fracht

Für die Durchführung unserer medizinischen Arbeit weltweit müssen wir grosse Mengen medizinisches und nichtmedizinisches Material in alle Teile der Welt verschicken. Der Frachtverkehr macht daher 8 Prozent unserer Emissionen aus. Unsere Bemühungen in diesem Bereich konzentrieren sich darauf, weniger und effizienter zu transportieren. Auch hier geben wir der Strassen- oder Seefracht gegenüber der Luftfracht Vorrang. Der Transport auf dem Seeweg dauert länger, was eine bessere Planung unserer Aufträge und unseres Verbrauchs bedingt. Das Flugzeug kommt so nur in Notsituationen zum Einsatz oder wenn es nicht anders geht. Auch die Materiallagerung an strategisch günstigen Orten der Welt – näher an unseren Einsatzgebieten – ermöglicht eine Reduzierung der Emissionen.

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Einkauf von Waren und Dienstleistungen

Die Emissionen im Zusammenhang mit den Gütern und Geräten, die wir für unsere medizinischen Aktivitäten kaufen, machen etwa die Hälfte unseres Ausstosses aus. Um diese zu reduzieren, kaufen wir Material mit dem geringsten CO2-Fussabdruck ein und berücksichtigen Lieferant:innen, die ebenfalls nach ökologischen Kriterien tätig sind. Dazu gehört die Analyse des Kohlenstoffwerts und des Lebenszyklus der von uns gekauften Produkte sowie bei den Beschaffungsprozessen die Einbeziehung von Kriterien, die bestimmte Umweltstandards erfüllen.

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Medizinische Praktiken

Medizinisches oder paramedizinisches Material und Ausrüstung machen einen grossen Teil unserer Einkäufe aus und tragen daher auch erheblich zu unseren Emissionen bei. Dieses Material ist für unsere Tätigkeit zentral. Wir arbeiten deshalb daran, Lösungen zu finden und umzusetzen, die weniger umweltbelastend sind, ohne dass dabei die Qualität und Wirksamkeit unserer Arbeit beeinträchtigt wird. Wir untersuchen die Möglichkeiten, anderes medizinisches Material einzusetzen und z. B. Produkte aus recyceltem Kunststoff oder Narkosegas und Inhalatoren mit einem geringeren Erwärmungspotenzial zu nutzen.

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Energie

Ärzte ohne Grenzen leitet medizinische Projekte in Gegenden, in denen Strom oft unzuverlässig oder gar nicht verfügbar ist. Deshalb sind wir für die Stromversorgung in Spitälern und Gesundheitszentren auf Dieselgeneratoren angewiesen. Um unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, bemühen wir uns, unseren Energieverbrauch besser zu kontrollieren und zu reduzieren. Ausserdem wollen wir den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen. So isolieren wir beispielsweise unsere Apotheken, stellen auf energieeffizientere Kühlsysteme um und installieren in  unseren Projekten Solaranlagen.

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Abfall

Der wichtigste Schritt zur Abfallreduzierung ist Abfallvermeidung. Zu diesem Zweck wollen wir die Verwendung von medizinischen und nicht-medizinischen Einwegartikeln reduzieren. Stattdessen sollen vermehrt wiederverwendbare, biologisch abbaubare Artikel eingesetzt werden. Ausserdem setzen wir Pläne zur umweltgerechten Abfallentsorgung um, die an die jeweiligen Einsatzgebiete angepasst sind. Das Ziel ist es, eine geeignete Abfallentsorgung zu ermitteln, bei der Recycling und eine sichere Abfallbehandlung im Vordergrund stehen.

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Unsere wichtigsten Verpflichtungen

Um unser Ziel zu erreichen, verpflichten wir uns zu Folgendem:

Programme: Wir werden bei der Analyse und Planung all unserer medizinischen Programme bis 2025 mögliche Risiken und Auswirkungen auf Klima und Umwelt miteinbeziehen.

Emissionen: Wir reduzieren unsere Treibhausgasemissionen bis 2030  im Vergleich zu 2019 um 50 Prozent, ohne dass wir dafür CO2-Emissionen kompensieren.

Energie: Die energiebedingten CO2-Emissionen werden bis 2025 um 47 Prozent und bis 2030 um 71 Prozent gesenkt, indem wir unseren Verbrauch einschränken und den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen.

Lieferkette: Bis 2025 soll Nachhaltigkeit in unserer gesamten Lieferkette verankert sein und bei unserer täglichen Planung sowie bei Entscheidungen und Strategien bezüglich Beschaffung und Fracht eine tragenden Rolle spielen. Wir wollen unsere aus der Lieferkette entstandenen CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2019 um 55 Prozent senken.

Abfall: Ab 2025 werden alle unsere Projekte über wirksame Strategien zur Abfallentsorgung verfügen, um Abfälle zu reduzieren, zu recyceln und verantwortungsvoll zu entsorgen. Die von uns produzierten Abfälle sollen bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden, insbesondere durch die Einschränkung des Verbrauchs von Einweg-Plastikartikeln.

Personal: Wir sorgen dafür, dass alle unsere Mitarbeitenden sich über die Auswirkungen unserer Tätigkeit auf die Umwelt im Klaren sind und in der Lage sind, zu den erforderlichen Veränderungen beizutragen. Wir investieren in die Schulung unserer Mitarbeitenden und geben ihnen die Instrumente und Mittel an die Hand, um ihren Teil beizutragen.

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